Corona stellt Examen auf den Kopf

Bildungszentrum Weser-Egge der KHWE: Lehrkräfte setzen auf Simulationsprüfungen.

Schülerin Jenny Derksen und ihr Praxisanleiter Sebastian Rasche demonstrieren einen Transfer in den Rollstuhl.

18.06.2020

Brakel. Für Jenny Derksen ist es nicht nur wegen der Corona-Pandemie ein aufregendes Jahr, sie steckt mitten in ihrem Examen in der Altenpflege. Gemeinsam mit ihrem Praxisanleiter steht die Schülerin des Bildungszentrums der KHWE, die hauptsächlich im St. Antonius Seniorenhaus in Brakel tätig ist, vor besonderen Herausforderungen.
Drei Jahre lang werden die Altenpflegeschüler auf die Versorgung von Pflegebedürftigen im ambulanten Dienst oder im Seniorenhaus vorbereitet. Im Normalfall finden die praktischen Prüfungen im Seniorenhaus des Schülers oder im häuslichen Umfeld des Pflegebedürftigen statt. Die Lehrkräfte des Bildungszentrums haben sich wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr dazu entschieden, auf Besuche vor Ort zu verzichten. Innerhalb von 14 Tagen konzipierten sie also ein neues Prüfungsverfahren. "Die praktischen Examensprüfungen in der Altenpflege erfolgen für alle als Simulationsprüfung in den Räumen des St. Vincenz Hospitals in Brakel. Die Pflegebedürftigen werden ersetzt durch die Praxisanleiter oder eine Demonstrationspuppe", erklärt Stefanie Schoppe, stellvertretende Schulleitung des Bildungszentrums Weser-Egge.

Die praktische Examensprüfung ist nach wie vor in drei Teilgebiete unterteilt: Grundpflege, Behandlungspflege und den sozialpflegerischen Teil. Es muss ein Bewohner/Patienten bezogenes Pflegekonzept entwickelt werden, das am nächsten Tag in einer 90-minütigen Prüfung vollzogen wird. "Um die Simulationsprüfung für die Schüler dennoch so real wie möglich gestalten zu können, wird zu unterschiedlichen Hilfsmitteln gegriffen. Die Wundversorgung wird beispielsweise simuliert, in dem an entsprechender Stelle ein Bild der Wunde aufgeklebt wird", führt Stefanie Schoppe weiter aus. Für Aufgaben, die am Praxisanleiter nicht durchgeführt werden können, steht eine Demonstrationspuppe zur Verfügung.

Große Umstellung für alle Beteiligten

"Als ich von dem aktuellen Prüfungsverfahren gehört habe, hatte ich zunächst große Angst vor der Umsetzung. Es ist schwer, nicht in seiner gewohnten Einrichtung geprüft zu werden, sondern in einem komplett fremden Raum", bedauert die 25-jährige Jenny Derksen. Auch ihr Praxisanleiter Sebastian Rasche hatte zunächst Schwierigkeiten, sich in die neue Situation hinein zu versetzen, gibt er zu. Er stellt einen Bewohner des Brakeler Seniorenhauses dar, den Jenny Derksen in ihrer Prüfung zu pflegen hat. "Man muss während der Prüfungssituation immer wieder nachdenken: Wie würde der Bewohner jetzt reagieren? Was würde er machen?", so Rasche.

Trotz aller Schwierigkeiten haben sie die Prüfung gemeinsam absolviert und auch Stefanie Schoppe ist stolz darauf, wie gut mit der besonderen Situation umgegangen wird: "Das aktuelle Prüfungsverfahren sorgte zunächst für Ängste und Unsicherheiten. Nach den ersten Prüfungen können wir aber sagen, dass es sehr gut läuft. Vor allem die Praxisanleiter, die eine völlig neue Rolle übernehmen mussten, geben zum Teil sehr gute schauspielerische Leistungen ab, um die Patienten bestmöglich zu simulieren."
 

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